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Dominic Fischer | September 2019
17. September 2019 | Wie Schilder hörbar werden
MÜLLHEIM. Jedem Autofahrer sind sie bekannt – die braunen Schilder an der Autobahn, die auf nahegelegene Sehenswürdigkeiten hinweisen. Doch meist bleibt es nur bei einem flüchtigen Eindruck im Vorbeifahren. Die Firma Maqnify aus Emmendingen hat mit Unterstützung von Tourismusverbänden nun eine Smartphone-App entwickelt, die die Autobahnschilder als Aufhänger für weitergehende touristische Informationen im Digitalformat nutzt. Die Stadt Müllheim gehört zu den ersten Gemeinden, die in dieses Projekt aktiv mit eingestiegen ist.
„Erlebnisguide“ – so nennt Maqnify die App, die es deutsch- und englischsprachig sowohl für iOS- wie für Android-Systeme gibt. Ist sie installiert und aktiviert, dann wird bei der Vorbeifahrt an einem der braunen Autobahnschilder – im Amtsdeutsch heißen sie touristische Unterrichtungstafeln – eine Audio-Datei abgespielt, die anknüpfend an die Tafel allerhand Wissenswertes über die darauf zu sehende Sehenswürdigkeit und auch drumherum berichtet. Für Müllheim ist der Aufhänger das 2006 eingeweihte Schild, das an der A 5 auf Kunst und Kultur im Blankenhorn-Palais, dem heutigen Markgräfler Museum, hinweist.
Die grundsätzliche Idee, die hinter der App steht, ist es, eine Art informativ-dynamisches Hörbuch auf einer Fahrt durch Baden-Württemberg zu haben, wie Dominic Fischer, Geschäftsführer von Maqnify am Montag bei einem Pressegespräch im Müllheimer Rathaus erläuterte. So wird der bislang eher flüchtige Eindruck der Hinweistafeln intensiviert – bis dahin, dass manch’ Reisender die Informationen so spannend findet, dass er selbst mal einen Abstecher zu dem an der Autobahn angepriesenen Ort macht – spontan oder bei einer Vorbeifahrt in der Zukunft.
Ebenso lasse sich die App auch nutzen, um neue Reiseziele zu finden, erläuterte Fischer. Sie ist angefüttert mit allen dafür nötigen Daten, mit Karten-, Bildmaterial, Texten und weiterführenden Links. Die Standortbestimmung über GPS ermöglicht ein dynamisches Reagieren auf die Umgebung. Zusätzlich sind weitere Features vorgesehen, wie etwa ein in der App hinterlegter Kalenden, in der für bestimmte Orte etwa Feste und Märkte eingetragen sind.
Für die Nutzer ist die App kostenlos und werbefrei, wie Fischer betonte, außerdem habe man Wert auf Datenschutz gelegt: Es gebe kein mitlaufendes Tracking und es würden auch keine Nutzerprofile erstellt. Finanziert wird die App im Wesentlichen über die Kommunen, die sich dadurch eine Förderung ihres Fremdenverkehrs erhoffen. Zwar sind alle rund 200 Autobahntafeln in Baden-Württemberg erfasst und mit einer kurzen Basis-Erläuterung verknüpft – in den Genuss ausführlicherer Informationen kommen indes nur die Premiumpartner. Davon gebe es derzeit rund 40, so Fischer – Müllheim war als eine der ersten Gemeinden mit dabei. Natürlich hoffen die Verantwortlichen, den Kreis der Premiumpartner deutlich zu erweitern – die App, in deren Entwicklung rund zwei Jahre stecken, ist erst vergangene Woche offiziell an den Start gegangen.
Auf großes Wohlwollen stößt sie jetzt schon bei der Schwarzwald Tourismus GmbH. Christoph Kunz, dort Leiter für Marketing und Digitales, sieht im Erlebnisguide ein „pfiffiges Format“ für das Tourismus-Marketing und ein sehr gutes Beispiel dafür, wie sich digitale Technologien mit „analogen“ Produkten und Dienstleistungen im Fremdenverkehr verbinden lassen. Auch andere Tourismusverbände im Land, wie die übergeordnete Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg, unterstützen die Fortentwicklung der App. Die Verantwortlichen sehen gar bereits das Potenzial für eine bundesweite Verbreitung. Dominic Fischers Vision: Sich auf der Fahrt von Flensburg bis an den Bodensee vom Erlebnisguide begleiten zu lassen.
Infos und Download unter http://www.erlebnis-guide.info
Text: Alexander Huber
Erschienen in: Badische Zeitung Dienstag, 17. September 2019