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Dominic Fischer | October 2019
15. Oktober 2019 | App bringt Schilder zum Reden
Tourismus Wer genau wissen will, worauf die braunen Schilder an den Autobahnen hinweisen, kann sich jetzt eine App herunterladen. Es gibt aber nicht überall gleich viel zu hören. Von Thomas Zapp und Maik Treder
Die braun auf weiß stilisierte „Burg Teck“ auf dem Schild an der A 8 sieht interessant aus. Aber gibt es dort auch eine Gastronomie, oder ist sie vielleicht nur eine Ruine? Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, der noch nie von der Teck gehört hat, von 120 Stundenkilometern auf 60 drosselt und die nächste Abfahrt zur Burg nimmt, dürfte eher gering sein. Umso weniger, als häufig nicht zu erkennen ist, welche Abfahrt zu der Sehenswürdigkeit hinführt.
Mit der App „Erlebnisguide“ soll sich das nun ändern. Sie informiert akustisch über die wichtigsten Infos zur Sehenswürdigkeit, sobald man sich auf Höhe des jeweiligen Schildes befindet. Entwickelt hat sie der Emmendinger Dominic Fischer mit seinem Unternehmen Maqnify. „Ich bin selbst viel auf Autobahnen unterwegs und bin eigentlich aus Eigennutz darauf gekommen“, sagt er. Er hat rund 350 Standorte der braunen Infotafeln in Baden-Württemberg in Eigenregie mit deutschen und englischen Audiofiles versehen. Programmierer mussten dafür 15 000 Koordinaten in Handarbeit eingeben.
Wer sich die App kostenfrei und ohne Anmeldung herunterlädt, hört für die „Burg Teck“ zum Beispiel eine 15 Sekunden lange Information. Dazu muss der Autofahrer die GPS-Ortung und konstante Internetverbindung eingeschaltet haben. Obacht ist dabei geboten – die Warnfunktion soll den Chauffeur daran erinnern, die App nicht während des Fahrens zu bedienen.
Bei momentan 40 Stationen an den Autobahnen in Baden-Württemberg gibt es sogar eine Minute Infos. So werden Autofahrer auf der A 8 bei Aichelberg in 60 Sekunden über die drei Kaiserberge und das Stauferland informiert. „Wir achten dabei auf interessante Informationen, um individuellen Besonderheiten hervorzuheben. Eine historische Altstadt haben viele“, sagt Dominic Fischer. Er will mit seiner App „mehr als Wikipedia bieten“. Gleichzeitig zeigt eine aufpoppende Karte auf dem Handy, wie man am schnellsten zum beschriebenen Ziel kommt.
Je nach Filtereinstellung kann man kulturelle Hotspots zusätzlich nach Kategorien ordnen, von Burgen, historischen Altstädten, Kirchen, Naturparks bis hin zu Museen. Je nach Sehenswürdigkeit kann man auch ortsbezogene Veranstaltungstermine entdecken. Immer vorausgesetzt, dass die Gemeinden oder Betreiber der Sehenswürdigkeit das ganze Paket buchen. „Die Anmeldung kostet 1500 Euro, dann zahlen die Kunden 300 pro Jahr für die Pflege“, erklärt Dominic Fischer. Im Verbreitungsgebiet hat das bislang nur die Stadt Göppingen gemacht, Kirchheim etwa hält sich noch zurück.
Fischer ist aber optimistisch. „Das ist doch eine enorme Werbung für die Kommunen, es gibt kein vergleichbares Angebot“, sagt er. Und auch für die Nutzer sei die App bequem und sicher. „Es werden bei der Anmeldung oder dme Download keine persönlichen Daten abgefragt, das war uns wichtig.“ Geht es nach ihm, wird es zwischen Flensburg und Passau bald keine „sprachlosen“ Sehenswürdigkeiten an den Autobahnen mehr geben. Denn sein Ziel ist es, alle 3000 Schilder in Deutschland akustisch zu erfassen.
Erschienen in: Der Teckbote Dienstag, 15. Oktober 2019