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Tourist Information der Zukunft

Laura Sandmaier | Dezember 2023

Eine Zusammenfassung aus der Webinar-Reihe MAQNIcademy vom 21.11.2023.

Wegweisende Best Practices aus Mainz und Karlsruhe

Wie sieht die Zukunft der Tourist Information (TI) aus? In unserer letzten MAQNIcademy vom 21. November 2023 haben wir uns intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und anhand von Praxisbeispielen Impulse für ein neues Selbstverständnis gesetzt. Schon seit Jahren beschäftigen wir uns in zahlreichen Vorträgen, Workshops und Studien mit diesem Thema. Dennoch stellen wir uns noch immer diese Frage: Wie können wir Menschen, die sich bereits vorab umfassend mittels digitaler Medien über ihren Urlaubsort informieren, einen Mehrwert bieten und sie in unseren Tourist Informationen begeistern? Die Städte Mainz und Karlsruhe haben sich die Frage ebenfalls gestellt. Dabei rausgekommen sind mit dem „mainz STORE“ und dem „Schaufenster Karlsruhe“ zwei innovative Konzepte, die vollkommen unterschiedlich sind. Was beide gemeinsam haben: Sie denken die Tourist Information neu und dienen als Best Practices.

Unsere Referenten Philipp Meier (Bereichsleiter Marketing & Tourismus, mainzplus CITYMARKETING GmbH) und Pascal Rastetter (Geschäftsführer, KTG Karlsruhe Tourismus GmbH) haben uns spannende und umfassende Einblicke in den Umgestaltungsprozess ihrer TIs gegeben. In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst präsentieren. Lassen Sie sich inspirieren und viel Spaß beim Lesen!

„mainz STORE“ – Information, Inspiration, Markenerlebnis und klassische Tourist Information

Der „mainz STORE“ ist ein Erlebnis- und Informationszentrum für Gäste und Einheimische, um die Marke Mainz erlebbar zu machen. Werte wie Geselligkeit, Offenheit, und Herzlichkeit, welche die Mainzer Lebensart auszeichnen, bilden den Grundstein der Tourist Information und werden hier vermittelt.

Neben der klassischen touristischen Information umfasst der „mainz STORE“ eine Vinothek mit Weinen aus Mainz, der Region Rheinhessen und ganz Rheinland-Pfalz sowie einen Shop mit Souvenirs und Mainzer Spezialitäten. Eine Besonderheit ist die „mainzgefühl-Experience“, ein interaktiver Ausstellungsraum zum spielerischen Entdecken der typischen Mainzer Lebensart.

mainz STORE © schiebezimmer.de

„Schaufenster Karlsruhe“ – die digitale Tourist Information

Das Schaufenster Karlsruhe wurde als Erlebnis- und Begegnungsstätte mit hoher Aufenthaltsqualität konzipiert und setzt den Fokus auf die Schaffung einer digitalen Customer Journey für Gäste und Einheimische. Dabei führt ein Leitsystem die Besucher durch den interaktiven Rundgang, bei dem sich jeder Besucher ganz individuell seine Interessen und Daten für eine eigene Micropage zusammenstellen kann. Mittels QR-Code Technik wird die persönliche Auswahl auf einer Karte gespeichert. Durch das Scannen des Codes mit dem Handy gelangt der Besucher zu seiner eigenen Karlsruhe-Homepage und kann sich seine Informationen so ganz einfach mitnehmen. Die persönliche Beratung spielt weiterhin eine zentrale Rolle und wird durch das digitale Angebot ergänzt.

Schaufenster Karlsruhe © KTG Karlsruhe Tourismus GmbH

Zielgruppe

Beide Tourist Informationen sprechen sowohl den Gast, als auch den Einheimischen vor Ort an. So war die Gewichtung in Mainz vor der Umstrukturierung 80% Gäste und 20% Einheimische. Aktuell liegt das Verhältnis bei 50:50. Durch die temporären Ausstellungen, die regionalen Geschenke und den Ticketverkauf findet sich hier immer etwas Neues für die Mainzerinnen und Mainzer.

In der Karlsruher TI sind zudem noch die Stadtwerke angeschlossen, was die TI ebenfalls zur Anlaufstelle für Einheimische macht. Auch hier gibt es einen Ticket-Verkauf. Bei der Erstellung der individuellen Karlsruher Micropage wird unterschieden zwischen dem Gast, dem Einheimischen, dem Kulturinteressierten, der Familie und dem Geschäftsreisenden. Daraufhin wird eine Auswahl an Angeboten präsentiert – je nach Bedarf.

Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit

Nachhaltigkeit und regionale Produkte sowie Produzenten spielen in Mainz und Karlsruhe eine entscheidende Rolle. So haben beide für die architektonische Gestaltung der TI Unternehmen aus der Region beauftragt. Zudem präsentieren beide Partnerinnen und Partner sowie Produkte aus der Umgebung. Dabei werden Flächen zur Verfügung gestellt, die angemietet werden können. Dies bietet ein authentisches und glaubwürdiges Erlebnis für die Gäste.

Barrierefreiheit war in Mainz ein entscheidendes Kriterium bei der Neuausrichtung und Grundlage für den Erhalt von Fördermitteln. Da sich die Stadt Mainz als inklusive Stadt positionieren möchte, war es auch für die TI wichtig, diesen Weg mitzugehen und die nötigen Maßnahmen durchzusetzen. In den Planungsprozess wurde somit auch der Inklusionsbeauftragte der Stadt Mainz miteinbezogen. Außerdem wurde der TI das Zertifikat „Reisen für alle“ verliehen.

In Karlsruhe steht man noch am Anfang, was Barrierefreiheit betrifft. Das Thema wird aber zunehmend intensiviert und auch das Zertifikat „Reisen für alle“ wird angestrebt. Für Rollstuhlfahrer ist das Schaufenster Karlsruhe aufgrund der Ebenerdigkeit dennoch zugänglich und auch eine behindertengerechte Toilette gibt es.

Feedback und Besucherinteraktion

Beide Städte sammeln aktiv Feedback von den Besucherinnen und Besuchern. In Mainz geschieht dies durch ein Gästebuch mit kreativer Gestaltung, Google Rezensionen und per E-Mail. In Karlsruhe gibt es ein Smiley-System, ähnlich wie am Flughafen, das mit zusätzlichen Fragen ergänzt ist.

Fördermittel

Fördermittel wurden sowohl in Mainz als auch in Karlsruhe gewährt. Die Finanzierung des Schaufensters Karlsruhe stammte teilweise aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm des Landes Baden-Württemberg. In Mainz stützte sich das Projekt auf Fördermittel des Rheinland-Pfälzischen Wirtschaftsministeriums für touristische Infrastruktur sowie aus dem Corona-Sondervermögen. Dadurch konnten 2/3 der Kosten gedeckt werden.

Fazit

Das Webinar hat uns zahlreiche Einblicke in die Neuausrichtung und den Umsetzungsprozess der Tourist Informationen in Mainz und Karlsruhe gegeben und einen Hinweis, wo die Reise in Zukunft hingehen kann. Eins ist klar: Die TI ist kein Auslaufmodell, sie muss sich an die veränderten Bedürfnisse der Zielgruppen ausrichten. Und dazu gehört auch die einheimische Bevölkerung. Der Gast, der sich mit den Informationen aus dem Internet zufrieden gibt, wird nicht in die TI kommen. Der Schlüsselfaktor ist und bleibt die individuelle Beratung, also der authentische Geheimtipp. Dabei ist es besonders wichtig, sich darüber klar zu werden, was das Besondere an der Region, an der Stadt, an dem Ort ist. Die TI der Zukunft ist digital, barrierefrei, nachhaltig und schafft ein Erlebnis- und Informationszentrum, das die Identität und die Werte einer jeweiligen Destination transportiert. Auch mit wenig Budget ist eine Finanzierung über Förderungen möglich. Seien Sie mutig und vertrauen Sie auf Ihre Stärken, auf das, was Sie besonders macht!

Auf Anfrage senden wir Ihnen gerne die Aufzeichnung dieser MAQNIcademy zu.

Laura Sandmaier

Managerin Strategie und Entwicklung

Tel.: +49 6201 60208 25
E-Mail: laura.sandmaier@tourcomm-germany.com